Ein Vortrag von Prof. Dr. Marcin Wołoszyn (Leipzig/Rzeszów) / A lecture by Prof. Dr. Marcin Wołoszyn (Leipzig/Rzeszów).
Während des Balkanfeldzugs des Kaisers Maurikios (um 590) stießen die byzantinischen Truppen auf drei Fremde, die lediglich mit lyrenartigen Musikinstrumenten „bewaffnet“ waren. Von den Griechen festgenommen, behaupteten die Männer, sie seien Slawen vom „Ende des westlichen Ozeans“, wo Eisen unbekannt und der Gebrauch von Waffen unüblich sei.
Diese von Theophylact Simocatta überlieferte Episode wird seit dem 18. Jahrhundert in wissenschaftlichen Debatten intensiv diskutiert. Für manche gilt sie als frühester Beweis für die Anwesenheit der Slawen an der Ostsee sowie für ihre grundsätzlich pazifistische Haltung und Liebe zur Musik.
In seinem Vortrag analysiert Marcin Wołoszyn archäologische, numismatische und insbesondere literarische Quellen über „Barbaren“ und argumentiert, dass der Bericht von Theophylact als literarische Fiktion zu verstehen ist und nicht als verlässliches Zeugnis über die frühen Slawen betrachtet werden kann.