Dokumentation und Auswertung der griechischen Inschriften Kretas (13.-17. Jh.)

Auf der Insel Kreta haben sich überwiegend in byzantinischen Kirchen hunderte von Stifter-, Grab- und Deesisinschriften aufbewahrt, deren kulturhistorischer Aussagewert von großer Bedeutung ist. Ihre Erfassung und eingehende Untersuchung stellt ein dringendes Desiderat dar.

Pionierarbeit bezüglich der Dokumentation der kretischen Inschriften leistete Giuseppe Gerola, der in seinem monumentalen vierbändigen Werk Monumenti veneti di isola di Creta sich als erster Forscher intensiv mit den kretischen Kirchen beschäftigte. In seinem 4. Band von 1932 veröffentlichte und kommentierte er kurz die ihm damals bekannten Inschriften, darunter 325 Inschriften und Graffiti aus der Zeit des 13.-17. Jh. Bei der großen Mehrheit dieser Inschriften handelt es sich um gemalte Stifter- und Deesisinschriften an den Wänden der Kirchen.

Gerola bietet Faksimile-Reproduktionen der Inschriften wie auch eine Transliteration, die allerdings nicht immer mit dem Faksimile bzw. dem Original übereinstimmt. Eine Übersetzung wird nicht geboten, äußerst selten sind Photos der Inschriften beigegeben. Der Vorstellung des Materials liegt das geographische Prinzip zugrunde. Allerdings benutzt Gerola für die Lokalisierung der Inschriften bzw. der Kirchen, in denen sie angebracht sind, die alten venezianischen Bezeichnungen für Provinzen und Präfekturen, die Zuweisung der Ortschaften korrespondiert zudem nicht immer mit der heutigen geographischen Einteilung.

Gerolas Werk ist trotzdem heute noch unentbehrlich. Obwohl die Liste der bekannten Inschriften Kretas durch weitere Arbeiten, die in Form von Aufsätzen erschienen sind, ergänzt wurde, fehlt eine einheitliche und systematische Vorstellung des Materials. Nur vereinzelt findet man in der jüngeren Forschungsliteratur Übersetzungen der Inschriften. Zudem wurden sie nicht ausreichend ausgewertet bzw. ihr kulturhistorischer Wert nicht genügend berücksichtigt.

Im Rahmen eines Forschungskolloquiums an der Universität Mainz wurden seit dem WS 2010/11 alle publizierten und mehrere unpublizierte Inschriften Kretas von fortgeschrittenen Studenten der Christlichen Archäologie und Byzantinischen Kunstgeschichte übersetzt. Geplant ist die Publikation dieser Inschriften nach den Vorgaben der Reihe Inscriptiones Graecae Aevi Byzantini.

Dem Katalog der Inschriften wird eine umfangreiche Auswertung vorangestellt. Diese wird neben der Untersuchung von Aspekten wie beispielsweise Anbringungsort, Häufigkeit und zeitliche Verteilung, Form, Funktion, philologische und paläographische Merkmale und Besonderheiten, auf ihren Aussagewert hinsichtlich folgender Aspekte befragt: 1. des Stifterwesens (soziale Gruppen, die an der Errichtung einer Kirche oder Erneuerung der Kirchenausstattung beteiligt waren), 2. der Aktivität von Malerwerkstätten (22% der Stifterinschriften Kretas erwähnen Malernamen hingegen nur 10% in den anderen byzantinischen Regionen der spätbyzantinischen Kunstlandschaft) und 3. der griechisch-lateinischen Beziehung in politischer und religiöser Hinsicht in der Zeit der venezianischen Herrschaft (1211-1669). Für eine solche Auswertung sind die Voraussetzungen sehr günstig, da die große Mehrheit dieser Inschriften datiert ist.

Es ist vorgesehen, die Angaben zu den einzelnen Inschriftenträgern in das Geographische Informationssystem (GIS) zum Themenbereich „Byzantinisches Reich“ einzufügen, das von Prof. Dr. A. Escher erstellt wird.

Förderung

DFG


Kooperationspartner

Kirche des Hagios Ioannes in Selli, Präfektur Rethymno (JGU/V. Tsamakda).

Kirche des Hagios Ioannes in Selli, Präfektur Rethymno (JGU/V. Tsamakda).

Kirche des Hagios Ioannes in Selli, Präfektur Rethymno (JGU/V. Tsamakda).

Kirche der Hagia Trias in Hagia Trias, Präfektur Rethymno (JGU/V. Tsamakda).

Kirche des Hagios Ioannes in Selli, Präfektur Rethymno (JGU/V. Tsamakda).

Panagia-Kirche in Kapetaniana, Präfektur Herakleion (JGU/V. Tsamakda).

Leitung

Univ.-Prof. Dr. Vasiliki Tsamakda

Mitarbeit

Univ.-Prof. Dr. Jochen Althoff

PD Dr. Andreas Rhoby

Anke Dingler M.A.
+49 (0) 6131 / 8885-0

Profilseite

Katharina Schoneveld M.A.

Christine Hofmann M.A.

Dr. Martina Horn

Alessio Mascali M.A.