Themenschwerpunkt: Byzanz zwischen Orient und Okzident: Aneignung, Übersetzung und Verbreitung von Wissen, Ideen und Objekten

Das übergeordnete Thema des Arbeitsprogramms ist die Frage, wie Wissen, Ideen und Objekte im euro-mediterranen Raum zirkulierten und welchen kulturellen Übersetzungsprozessen sie ausgesetzt waren. Welche Rolle spielten Byzanz und seine Vertreter als Gesprächspartner und als Kulturvermittler, erstens diachron zwischen der Antike, dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit und zweitens transregional zwischen Europa und dem islamischen Nahen Osten. Die Betrachtung der Kulturgeschichte des euro-mediterranen Raums mit Byzanz als Schwerpunkt eröffnet eine völlig neue Perspektive auf diese komplexen kulturellen Prozesse, die zur Überwindung der Dichotomie zwischen den stereotypen Konzepten von Orient und Okzident beiträgt und somit eine eurozentrische Sichtweise auf Westeuropa vermeidet. Das Forschungsprogramm, das diese Dynamik systematisch untersucht, ist in zwei Themenbereiche unterteilt.

Portrait of Sir Robert Bruce Cotton (1570-1631) from Vetusta Monumenta: quae ad rerum Britannicarum memoriam conservandam Societas Antiquarium Londini sumptu suo edenda curavit..., vol. I, London: Society of Antiquaries of London, 1747, pl. LXVI. The antiquarian is depicted with an illuminated Byzantine manuscript, the famous Cotton Genesis (British Library MS Cotton Otho B. VI). The illumination visible illustrates Abraham pleading that God spare Sodom and Gomorrha (Gen. 18:31-33). This abundantly illustrated manuscript of 5th or early 6th century date (or a twin edition) has been used in the 1220s as the basis for the design of 110 mosaic panels in the domes of the atrium of San Marco in Venice, presumably after it was brought to Venice following the sack of Constantinople by the Fourth Crusade in 1204. The manuscript arrived in England, and was acquired by Sir Robert Cotton in the 17th century. The history of the manuscript perfectly illustrates the topic of this key subject area.