Kleine christliche Pilgerzentren in Syrien: die syrischen Eremitagen als Orte spiritueller Einkehr und Gastfreundschaft

In dem hier vorgestellten Forschungsprojekt werden die syrischen Eremitagen und die Motivation ihrer Pilger und Besucher in der frühbyzantinischen Epoche des 4. - 7. Jh. n. Chr., untersucht. Für eine Klassifizierung der Ermitagen werden außer der Architektur, ihrer Größe und den historischen Quellen, auch ihre Lage und die Dauer der Verehrung des heiligen Ortes herangezogen.

Die Syrischen Eremitagen standen bis heute noch nicht im Mittelpunkt der Forschung. Es gibt nur wenige Zeugnisse über den persönlichen Kontakt zwischen Heiligen Männern, Anachoreten und Einsiedlern mit Besuchern und Pilgern. Ein solches Zeugnis ist z. B.  das Mosaik von Taibet el Emmam. Man erkennt dort eine Eremitage als Mittelpunkt des christlichen spirituellen Lebens, die auch eine Etappe für Pilgerreisende in Syrien war.

Unsere Frage ist, inwiefern sich die Eremitagen als Orte der Isolation, der spirituellen Einkehr und des Gebets erhalten haben und inwieweit sie sich als lokale, regionale und überregionale Pilgerzentren erkennen lassen.

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stehen einige syrische Eremitagen, von denen diejenige in Jazal in der Region Palmyra am wichtigsten ist. Außerdem  werden die  Eremitagen der Regionen Antiochia, Apamea, Osrhoene und Damaskus untersucht. Dabei  werden drei Kriterien, die zu einer Klassifizierung der Eremitagen beitragen, besonders berücksichtigt:

  • Die historischen Quellen. Sie sind wichtige Zeugnisse: Theodoret von Kyrrhos hat gezeigt, dass der Markianos von Kyrrhos die Besucher getroffen und mit ihnen in seiner Einsiedelei gesprochen hat. Auch die Pilgerin Egeria aus dem 4. Jh. n. Chr. berichtet, wie sie die Eremiten von Edessa besucht, und mit diesen Heiligen Männern gesprochen und gebetet hat. Darüber hinaus überliefert Johannes Moschus, der selbst Mönch und Pilger war, verschiedene Geschichten über Einsiedler und ihre Besucher.
  • Die Architektur. Zu den hier untersuchten Eremitagen gehörten Martyrien oder kleine Kappellen, manchmal auch ein Baptisterium. Dort  haben die Heiligen Männer ihre Besucher getroffen, mit ihnen gesprochen und gebetet und darüber hinaus Kinder, Pilger und Neubekehrte getauft.
  • Die Lage. Die Lage einer Eremitage spielte eine wichtige Rolle: z. B. besuchte Egeria die Eremitagen von Harran vor allem deshalb, weil sie neben dem Jakobsbrunnen lagen. Andere Eremitagen bildeten Etappen auf dem Pilgerweg nach Qalat Seman oder befanden sich am Handelsweg von Antiochia nach Palmyra.

Publications

  • F. Abou Sekeh,Deir Zaǧal- Ǧazal. Ein eremitisches Felsenkloster in der nordwestlichen palmyrenischen Wüste, in: Tagungsband des "(Life in Life For Palmyra) Conference Dedicated to the Memory of Khaled al As'ad (1934-2015) Warsaw, 21-22 April 2016 (im Druck).
  • F. Abou Sekeh, Die Eremiten der Höhlenklöster. Das Beispiel der Felsenklöster in Phoenice Libanensis, Syrien, in: G. Archetti, M. Jurković (Hrsg.), Hortus Artium Medievalium, Journal of the International Research Center for Late Antiquity and Middle Ages, 23/1 (Zagreb-Motovun 2017) 96-106.
  • F. Abou Sekeh, Les ermitages du versant oriental du Jebel el-Cheikh/  le Mont Hermon, Etudes préliminaires,  Chroniques de l'Archéologie Syrienne, Damas, 2011.
  • F. Abou Sekeh, Syrische Eremiten und ihre Eremitagen als Pilgerziele, in: D. Ariantzi, I. Eichner (Hrsg.), Für Seelenheil und Lebensglück. Das byzantinische Pilgerwesen und seine Wurzeln, BOO 10 (Mainz 2018) 273-290.