Stadtgeschichte Nordwestgriechenlands im Licht der Akten des Erzbischofs Chomatenos von Ochrid und anderer Quellen (1204- ca. 1261)

Das stark auf konkrete Fälle kirchlicher Gerichtsbarkeit und Gutachten zu Suppliken der Provinzialbevölkerung bezogene Aktencorpus des Chomatenos (amtierte 1216-1236), des führenden byzantinischen Kanonisten seiner Zeit, enthält reiche Angaben zu sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen, prosopographischen, kirchen- und verwaltungsgeschichtlichen, aber auch topographischen Aspekten: Somit ist es auch eine zentrale Quelle für mehrere städtische und dörfliche Siedlungen Nordwestgriechenlands. Das Aktencorpus wird ergänzt durch weitere zeitgenössische Quellen unterschiedlicher Gattungen seitens der Byzantiner und der in weiten Teilen Griechenlands damals herrschenden “lateinischen” Kreuzfahrer, darunter die umfangreichen Korrespondenzen der Metropoliten Johannes Apokaukos von Naupaktos, Georgios Bardanes von Korfu und Michael von Athen (Ende 12. /1. H. 13. Jh.).

Eine besondere Dichte weist das Aktencorpus in Bezug auf die Stadt Veria (Beroia) auf. Sie und ihre Region gelangten nach Ablösung der Besatzungsregime der Bulgaren und Lateiner um 1220 in die Hand des epirotischen Herrschers Theodoros Dukas und verblieben bei Epiros bis ca. 1246. Von 1246-1261 folgte die Herrschaft der Byzantiner von Nikäa. Von 1220 bis 1261 dürfte Veria in besonderer Weise, wegen seiner geschützten und zugleich verkehrsgünstigen Lage, mehr als andere Städte Nordwestgriechenlands (von Thessalonike abgesehen) prosperiert haben.

Es ist daher das Ziel dieses Projekts, Verias Geschichte im Licht der Chomatenos-Akten, anderer einschlägiger Quellen für den Zeitraum 1204-1261 und unter Berücksichtigung neuester (etwa der Monographie von Th. Papazotos, Athen 1994) möglichst umfassend herauszuarbeiten. Zu prüfen ist, ob und inwieweit sich bei einem Vergleich Verias mit anderen Städten der Region (abgesehen von Thessalonike) die Vermutung, es habe prosperiert, erhärten lässt. Das Resultat wäre schließlich mit dem bisherigen Forschungsstand zur byzantinischen Stadt im 13. Jh. abzugleichen, um so Verias Stellung neu bewerten und auch die bisherige Sicht über die byzantinische Stadt im 13. Jh. präzisieren zu können. Nicht zuletzt soll hierbei auch der Fokus auf die Frage gerichtet werden, inwieweit (und mit welchen Folgen) es während der erwähnten Fremdherrschaft von Bulgaren und Lateinern, die ja auch weitere Städte im fokussierten Bereich betraf, zu Kulturkontakten und Kulturtransfer kam.
 

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