Studien zu den Bestattungssitten im Byzantinischen Reich

Dem Tod und dem Bestattungswesen im Byzantinischen Reich wird von Seiten der Byzanzforschung gegenwärtig nur wenig Beachtung geschenkt. Aus archäologischer Sicht ist dies umso bedauerlicher, als ja die Gräber und Gräberfelder der byzantinischen Epoche dazu zahlreiche Informationen geben können.

In den letzten Jahrzehnten wurden die frühchristlichen Todesvorstellungen und Bestattungsrituale im spätantiken Mittelmeerraum in drei großen Monographien tiefgründig analysiert, doch zeigen alle drei eine starke Fokussierung auf die schriftliche Überlieferung und vernachlässigen die archäologischer Quellen. Ziel der geplanten Untersuchung ist daher die Erfassung und Auswertung aller für eine weitgehende archäologische Analyse geeigneten (d.h. von Fachleuten ergrabenen und ausführlich publizierten) Zeugnisse byzantinischen Bestattungswesens.

Die Recherche soll sich vorerst auf die frühbyzantinische Zeit konzentrieren und bloß einen Ausblick auf die folgenden Jahrhunderte umfassen, um den Wandel zwischen den polytheistischen und christlichen Traditionen in den Mittelpunkt zu stellen. Da die überwiegende Mehrheit der analysierbaren Grabkomplexe und Gräberfelder z.Z. aus Griechenland und Palästina bekannt sind, ergibt sich eine Fokussierung auf diese Regionen. Angesichts der bemerkenswerten Heterogenität des frühbyzantinischen Bestattungswesens müssen zur Ergänzung aussagekräftige anatolische, syrische und ägyptische Funde herangezogen werden. Da derzeit zwar eine große Anzahl von Einzelstudien und einige regionale Darstellungen vorliegen, jedoch noch keine zusammenfassende archäologische Darstellung frühbyzantinischer Bestattungssitten, muss es ein primäres Ziel sein, die verschiedenen Grab- und Gräberfeldtypen (vom Einzelgräber bis Flachgräberfelder) zu klassifizieren, ihre Verbreitungen zu kartieren und die aus den bereits publizierten Bestattungen bekannt gewordenen Fundtypen (Trachtelemente, Schmuckstücke, Kreuze, Amuletten, Glas- und Tongefäße, Lampen, Münzen, Kämme, usw.) zu charakterisieren und ihre Funktion sowie Bedeutung zu hinterfragen. Die Grabarchitektur und Grabdekoration wird aus Zeitgründen nur gestreift werden können. Als Untersuchungsmethoden – neben den traditionalen, an den Schriftquellen orientierten Recherchen – sollen sowohl die typologischen, (horizontal-)stratigrafischen, quantitativen und qualitativen Analysen der kontinentalen bzw. prozessualen Forschungstradition als auch die soziologischen und an den symbolischen Bildsprachen konzentrierenden Deutungsversuche der angelsächsischen postprozessualen Archäologie angewandt werden.

Das Projekt wird vom Bearbeiter am Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Budapest weiter bearbeitet.

Förderung

Teilförderung RGZM (April 2012-April 2013)

Support

Teilförderung RGZM (April 2012-April 2013)

Publications

  • 'Apotropaion and Burial in Early Byzantium: Some Preliminary Considerations', in Erika Juhász (Hrsg.), Byzanz und das Abendland: Begegnungen zwischen Ost und West. Budapest 2013, 227-241.
  • "After Carčin Grad”. Remarks on the Byzantine material culture of the Byzantine “Dark Ages” I. The Tigani/Mani cemetery. In: V. Ivaničevic/I. Bugarski (Hrsg.), Caričin Grad - The Centenary. Caričin Grad IV (L'École français de Roma) [im Druck].