Studien zu spätrömischen bis frühmittelalterlichen Segmenthelmen

Die ab dem späten 3. Jh. n. Chr. im Ausrüstungsfundus der römischen Armee zu beobachtende flächendeckende Einführung von Segmenthelme nach östlich/orientalischer Tradition markiert einen radikalen Bruch mit den seit vorchristlicher Zeit im römischen Heer üblichen Helmbauprinzipien. Die bisher einteilig gefertigte Helmkalotte mit integriertem Nackenschirm wurde nun durch eine Konstruktion aus miteinander vernietet Einzelsegmenten ersetzt, der ein separater Nackenschirm mit flexibler Aufhängung oder eine Nackenbrünne aus Kettengeflecht angegliedert war. Auf Basis der Konturen der Kalottensegmente und der Form prägnanter Verbindungselemente zwischen ihnen lassen sich u. a. Kammhelme, Bandhelme, Spangenhelme und Lamellenhelme mehr oder minder deutlich voneinander abgrenzen.

Eine frühzeitige Adaption der fremdartigen Helmformen an die eigenen Form- und Ziervorstellungen begünstigt zudem in einigen Fällen eine klare Unterscheidung zwischen römischen und fremden Produkten. Ergänzt durch konstruktions- und materialtechnische Untersuchungen sollen diese Merkmale im Rahmen des vorliegenden Projektes weiter herausgearbeitet und auch auf Segmenthelme angewendet werden deren Herkunft bzw. Produktionsstätten in der archäologischen Forschung seit langem kontrovers diskutiert werden.

Neben noch fortlaufenden Betrachtungen zu spätkaiserzeitlichen Kamm- und Bandhelmen widmet das Projekt diesbezüglich eine besondere Aufmerksamkeit den Spangenhelmen vom sogenannten Typ Baldenheim, die mehrheitlich aus mitteleuropäischen Grabkontexten des fortgeschrittenen 5. bis späten 6./frühen 7. Jhs. n. Chr. bekannt sind. Während viele Gestaltungsdetails und einige wenige Fragmente aus Siedlungen auf eine Herstellung dieses Helmtyps in verschiedenen byzantinischen Heeresmanufakturen schließen lassen, wird auf Grund der Fundverbreitung auch über eine alternative Fertigungsstätte in Oberitalien und bisweilen sogar über mitteleuropäische Imitationen nachgedacht. Erste im Zuge des vorliegenden Projekts an einigen kupfernen Konstruktionsteilen dieser Helme durchgeführte Bleiisotopien lassen demgegenüber jedoch eher auf Rohmaterial aus den Lagerstätten einer Region schließen, deren Lage eine Belieferung italischer oder gar mitteleuropäischer Handwerker unwahrscheinlich macht. Vielmehr scheint sich für die Baldenheimer Helme eine Produktion durch vielleicht mehrere Betriebe in eventuell nur ein oder zwei großen byzantinischen Fertigungszentren abzuzeichnen. Diese Überlegungen müssen jedoch erst noch durch weitere Analysen erhärtet werden.

Unterprojekte

  • Ein Depotfund mit Kammhelmen aus Koblenz am Rhein
  • Analysen zur Herkunft der Spangenhelme vom Baldenheimer Typ

Publications

  • Ch. Miks / F. Ströbele, Materialanalysen und Überlegungen zu den möglichen Fertigungsorten frühmittelalterlicher Spangenhelme des Typs Baldenheim. In: V. Ivanišević (Hrsg.), Early Byzantine City and Society. Conference dedicated to the centenary of archaeological research in Caričin Grad; 3rd to 7th October 2012 – Leskovac, Serbia (im Druck).
  • Ch. Miks, Ein spätrömischer Depotfund aus Koblenz am Rhein. Studien zu Kammhelmen der späten Kaiserzeit. Kat. Vor- u. Frühgesch. Altertümer 44 (Mainz 2014).
  • Ch. Miks, Hoc signo victor eris – Ein Beschlag mit Christusmonogramm aus Kaiseraugst. Helvetia Arch. 45 (H. 177), 2014, 21-32.
  • Ch. Miks, Relikte eines frühmittelalterlichen Oberschichtgrabes? Überlegungen zu einem Konvolut bemerkenswerter Objekte aus dem Kunsthandel. Jahrb. RGZM 56, 2009, 395-538.
  • Ch. Miks, Spätrömische Kammhelme mit hoher Kammscheibe. Jahrb. RGZM 55, 2008, 449-482.
  • Ch. Miks, Vom Prunkstück zum Altmetall – Ein Depot spätrömischer Helmteile aus Koblenz. Begleitbuch zur Ausstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum 26. September bis 16. November 2008. Mosaiksteine 4 (Mainz 2008).