Die mediterranen Buntmetallgefäße aus Aidlingen, Lkr. Böblingen, BW
Bereits vor mehreren Jahrzehnten kam in Aidlingen bei unbeobachteten Bautätigkeiten ein Ensemble aus zwei Buntmetallgefäßen ans Tageslicht, die wohl ursprünglich in einem merowingerzeitlichen Grab als Beigaben niedergelegt worden waren. Es handelt sich um ein gegossenes und mit zwei beweglichen Henkeln versehenes Becken und eine getriebene Kupferflasche mit Stülpdeckel, die ursprünglich einen Griff besaß. Während das Becken zu einem in Westeuropa gängigen Typus gehört (Typ B1 nach J. Werner / Beckenform 2 n. Werz), dessen Produktion im östlichen Mittelmeergebiet, höchstwahrscheinlich in Ägypten gesucht werden muss, stellt die Kupferflasche eine Besonderheit im frühmittelalterlichen Westen dar: Lediglich in Italien (Spilamberto) und im Grab des „Prince of Prittlewell“ (UK) wurden ähnliche Gefäße gefunden. Angesichts der zahlreichen Parallelfunde aus dem östlichen Mittelmeerraum ist an einer Herkunft von dort nicht zu zweifeln.
Das Gefäßensemble bietet die Möglichkeit, eine Reihe von Aspekten der frühmittelalterlichen Buntmetallproduktion und -distribution zu untersuchen. Mittels naturwissenschaftlicher Analysen der Objekte und weiterer Parallelfunde können Aussagen zum Herstellungsprozess getroffen werden, außerdem wird eruiert, inwiefern Angaben zur Herkunft der Rohstoffe möglich sind. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, wie der Transport der Gefäße nach Westeuropa erfolgte und welche Mechanismen diesem zugrunde liegen. Insbesondere für die im Westen seltenen Kupferflaschen sind auch funktionale Aspekte zu klären sowie ihre gesellschaftliche Bedeutung.