Kriegertum in Grenzgesellschaften – Waffengräber des 4. –7. Jh. an der byzantinischen Donaugrenze

Die entlang der Donau verlaufende Nordgrenze des Byzantinischen Reiches war nicht nur ein wichtiger Schutz gegen Angriffe aus dem Barbaricum, sondern ebenso eine Zone enger kultureller Kontakte und des steten Austauschs, was ein direktes und anhaltendes Aufeinandertreffen verschiedener kultureller Prägungen, Normen und Werte mit sich brachte.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass innerhalb dieses transkulturell geprägten Grenzmilieus zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert ein Wandlungsprozess einsetzte, der archäologisch insbesondere innerhalb des Bestattungsbrauchtums nachvollzogen werden kann. Während in dieser Zeit sowohl nördlich als auch südlich der Donau Waffen nicht zur üblichen Grabausstattung zählten, können innerhalb der Grenzzone zahlreiche, mit Waffenbeigaben ausgestattete „Kriegergräber“ ausgemacht werden. Dem gängigen Narrativ folgend, dass diese Jahrhunderte als Völkerwanderungszeit tituliert, verband die Forschung diese „Kriegergräber“ bislang mit eingewanderten „Barbaren“. Jedoch begründet der Umstand, dass diese „Kriegergräber“ nahezu gleichzeitig nördlich, wie südlich der Donau auftraten und auf keine Vorbilder aus dem Barbaricum zurückgeführt werden können, Zweifel an diesem Erklärungsansatz. Vielmehr spricht die Quellenlage für das Entstehen einer militärisch geprägten Grenzgesellschaft, die sich durch eigene Charakteristika auszeichnet wie auch abgrenzt und in der die Selbstrepräsentation als Krieger im Begräbnis allem Anschein nach ein besonderer Stellenwert zukam.  

Das Ziel dieses Dissertationsprojektes ist es die Herausbildung dieser Grenzgesellschaft zu analysieren und damit einen Leitbegriff des Graduiertenkollegs 2304, die Transkulturalität, über mehrere Jahrhunderte hinweg detailliert zu untersuchen. Hierbei stellen sich Fragen, nach der Formierung dieser Grenzgesellschaft und wie sich dieser Prozess auf das Vor- und Hinterland der Donaugrenze auswirkte. Mit diesen Fragestellungen greift das Projekt Thematiken auf, die bislang lediglich für die Westprovinzen in Ansätzen untersucht wurden, während diesbezügliche Forschungen an der Nordgrenze des Byzantinischen Reiches bislang gänzlich fehlen.

Eine Beantwortung der genannten Fragestellungen setzt zunächst die vollständige Zusammenstellung sämtlicher Bestattungen mit Waffenbeigaben innerhalb der Grenzzone voraus, deren Auswertung hinsichtlich ihrer zeitlichen Stellung, Lage, Ausstattung und räumlichen Bezüge zu Anlagen der byzantinischen Grenzsicherung bereits erste Beiträge zum Verständnis der komplexen Prozesse innerhalb der Grenzzone erbringen sollen. Die Synthese der erlangten Erkenntnisse soll schlussendlich Antworten auf die gestellten Fragestellungen ermöglichen und zugleich einen Beitrag zum Verständnis der engen kulturellen Verflechtungen entlang der Donaugrenze, der hierdurch angestoßenen Prozesse und des Alltagslebens der im Grenzmilieu stationierten Soldaten leisten.

 

Betreuung:

Prof. Dr. Ludger Körntgen

PD habil. Dr. Dieter Quast

Unterstützung

DFG (GRK 2304)