Shemarya ha-Ikriti und der intellektuelle Kosmos der byzantinischen Juden im 14. Jahrhundert

Gegenstand des vorliegenden Forschungsprojektes sind die Werke des Shemarya ben Elijah ha-Parnas, auch bekannt als Shemarya ha-Ikriti (der Kreter), der im 14. Jahrhundert in Byzanz lebte. Das Korpus sticht aufgrund der hohen Anzahl der überlieferten Schriften sowie der Bandbreite der unterschiedlichen Genres, denen sie angehören, aus dem sonst eher dürftig erhaltenen Erbe der byzantinischen Juden heraus. Seine Schriften umfassen Exegese (Bibel, Talmud, Gebete), Poesie, Philosophie und Apologetik. Vor dem Hintergrund des vielschichtigen kulturellen Profils von Byzanz in dieser Epoche, das sich aus der hellenistischen Tradition sowie - nach dem Vierten Kreuzzug - aus westlichen Einflüssen speiste, werden die Diskurse analysiert, die Shemarya in seinen Schriften verfolgte.

Die bisher wenig beachtete Frage nach der Rolle der innerjüdischen Diskussion zwischen byzantinischen Rabbaniten und Karäern wird dabei ebenso im Vordergrund stehen wie die nach dem Einfluss seiner christlichen Umgebung, die der Byzantiner, aber auch die der Lateiner. Auf diese Weise wird das Projekt den transkulturell geprägten intellektuellen Kosmos des Shemarya rekonstruieren und so einen neuen Einblick in die Epoche geben, in der der romaniotische Gelehrte wirkte und die eine kulturelle Blütezeit unter den Palaiologen aufweist, wiederum andererseits vom beginnenden Untergang des Reiches überschattet wurde.

Unterstützung

DFG

Publikationen

  • S. Dönitz, Jews between the Byzantine and the Latin World: Jews as Cultural Brokers between Byzantium and the West, in: S. Kolditz; N. Drocourt (Hrsg.), Brill's Companion to the Byzantine World: A Companion to Byzantium and the West (Leiden 2021) 496-512.