Untersuchungen zur Rolle von Equiden im römischen Militär-Kontext

Domestizierte Equiden, also Esel, Maultiere und vor allem Pferde erfüllten im Kontext des römischen Militärs auf mehreren Ebenen Funktionen. Sie dienten als Reit-, Last- und Zugtiere zum Transport von Personen und Gütern, konnten als taktisches Instrument bei Kampfhandlungen eingesetzt werden und waren Bestandteil von „Paraden“ und Ritualen, wie etwa Triumphzügen, Vorführungen oder Wettkämpfen. Ikonographisch konnten sie darüber hinaus als Zeichen für Berufe, den eigenen Stand, kurzum als Indikator für den eigenen Status eines Menschen eingesetzt werden.
Während Gliederung und Entwicklung der Reiterei, sowie Bewaffnung und Ausrüstung von Reitern, ebenso wie Repräsentationsformen bereits Gegenstand zum Teil intensiver Forschungen gewesen sind, wobei die Konzentration häufig auf einzelnen Aspekten und/oder Materialgruppen lag, wurde die konzeptuelle Bedeutung und die damit verbundene Inszenierung der im Militär eingesetzten Tiere meist nur am Rande thematisiert. Diese Bedeutung von Equiden als Nutztiere innerhalb und „Zeichen“ für das römische Heerwesen soll in diesem Projekt näher betrachtet werden. Welche Rolle spielten sie in logistischer und taktisch-strategischer Hinsicht für die römische Armee in Zeiten des Krieges, aber auch jenen des Friedens? Inwiefern trugen sie innerhalb des Militärs zur Kreierung oder sogar Definition von Gruppenidentitäten beziehungsweise der Statusdefinition von Einzelpersonen bei? Die Arbeit soll sich mit der Frage beschäftigen, welche Funktionen, Charakteristika und Bedeutung Equiden in bildlichen Narrativen zugeschrieben wurden. Des Weiteren soll ihre Rolle bezüglich des ikonographischen Aussagegehaltes untersucht werden. Hierbei soll der Abgleich mit schriftlichen und materiell übermittelten Informationen, wie etwa Infrastrukturanlagen und funktionsbezogenen (schützende; inszenierende) Ausstattungselementen, dazu beitragen die in Darstellungen vorgenommenen Gewichtungen (z. B. Darstellungen bestimmter Funktionalitäten, Auswahl der dargestellten Situationen, unterschiedliche Gestaltung von Equiden) beziehungsweise die Konzeptualisierung der Tiere schärfer fassen zu können. Kulte und Rituale, die mit Equiden und ihren Nutzern in Verbindung standen, sollen unter den Gesichtspunkten der Spezifität betrachtet werden: inwiefern könnten sie (auch) dazu gedient haben Gruppenidentität(en) zu betonen? Zur ikonographischen Analyse sollen zentral vor allem die Methoden der kritischen Ikonographie, sowie frame-Theorien angebracht werden.
Aufgrund mehrerer Faktoren soll sich der geographische Rahmen auf die Donauprovinzen Raetien, Noricum, Pannonien, Dalmatien, Dakien und Moesien fokussieren. Zum einen herrscht hier aufgrund der Bedeutung der Reiterei zum Schutz des Donaulimes eine hohe Materialdichte mit zahlreichen Alenkastellen, Reitergrabsteinen und Pferdeausstattungsfunden. Zum anderen spielen die dortigen Tätigkeiten des römischen Militärs in einer Reihe von Darstellungsnarrativen, wie etwa von Staatsreliefs, sowohl aus Rom, als auch aus dem Untersuchungsgebiet, eine Rolle. So sind militärische Tätigkeiten streckenweise durch Auseinandersetzungen mit autochthonen Reiterkulturen wie etwa den Sarmaten oder den Dakern geprägt. Ein Ziel dieses Projektes ist es auch, mögliche Einflussnahmen zu untersuchen. Der chronologische Rahmen konzentriert sich vor allem auf das zweite bis vierte nachchristliche Jahrhundert der römischen Kaiserzeit, soll jedoch auch einen Ausblick auf die diachrone Entwicklung verschiedener Konzepte geben. Hierdurch soll eine materialübergreifende Zusammenführung Equiden betreffender Einzelergebnisse entstehen.

Betreuung:

Prof. Dr. Heide Frielinghaus

Unterstützung

DFG (GRK 2304)