"Semper vincimus". Die militärische Inszenierung des Herrscherhauses in der römischen Kaiserzeit

In den letzten zwei Jahrzehnten setzte sich die althistorische Forschung vermehrt mit der Selbstdarstellung der römischen Kaiser auseinander. Man gelangte dabei zu der Erkenntnis, dass sich die Kaiser einerseits häufig als militärisch erfolgreiche, sieghafte Herrscher inszenierten und andererseits oftmals die eigene Dynastie propagierten. Angesichts der Häufigkeit und Nachdrücklichkeit, mit der entweder die Sieghaftigkeit der römischen Kaiser oder die kaiserlichen Familien inszeniert wurden, ist es bemerkenswert, dass sich die Forschung bislang kaum der Frage gewidmet hat, ob und inwieweit diese beiden Strategien der kaiserlichen Repräsentation miteinander verbunden wurden.

Ziel des Dissertationsvorhabens ist es daher zu untersuchen, inwieweit und anhand welcher sprachlichen und bildlichen Mittel die kaiserlichen Familien im Bereich der Hauptstadt Rom unter dem Aspekt der Sieghaftigkeit inszeniert wurden. Die Arbeit wird hierzu die Zeit von der Begründung des Prinzipats durch Augustus bis zum Ende der severischen Dynastie in den Blick nehmen und ausschließlich solche Medien der kaiserlichen Repräsentation analysieren, die auf die Initiative von Personen oder Institutionen im Umfeld der Regierungszentrale zurückgehen und daher das von offizieller Seite intendierte Bild der kaiserlichen Familie vermitteln. Da man die Kaiser und ihre Familien in unterschiedlichen Medien inszenierte, wird der Arbeit eine heterogene Quellenbasis zugrunde liegen. Zum einen sollen literarische Quellen analysiert werden, wobei neben panegyrischen Texten vor allem solche Schriftquellen von Interesse sein werden, die über öffentliche Inszenierungen der kaiserlichen Familie in Rom (beispielsweise bei Triumphzügen) berichten. Des Weiteren sollen in der Arbeit die stadtrömischen Münzen untersucht werden, wobei sowohl die jeweiligen Bilddarstellungen als auch die Münzlegenden zu besprechen und zueinander in Beziehung zu setzen sind. Die dritte zu analysierende Quellengattung stellen repräsentative Monumente in der Stadt Rom dar. Zu diesen werden in der Arbeit neben großen Bauwerken wie Triumphbögen auch kleinere Bildwerke wie etwa Statuen gerechnet; bei der Analyse der stadtrömischen Monumente sollen neben deren ikonografischer Gestaltung auch die zugehörigen Inschriften sowie der bauliche Kontext berücksichtigt werden, um so deren Gesamtaussauge vollumfänglich erfassen zu können.

Zur Beantwortung der Leitfrage des Dissertationsprojekts wird die Arbeit mit einem Katalog von Teilfragen an die Quellen herantreten, anhand dessen die Propagierung der Sieghaftigkeit der kaiserlichen Familie unter verschiedenen Aspekten analysiert wird. So ist etwa mit Blick auf die unterschiedlichen zu untersuchenden Quellengattungen nicht nur nach den sprachlichen und bildlichen Mitteln zu fragen, mit Hilfe derer die kaiserliche Familie in Rom als sieghaft inszeniert wurde, sondern auch nach etwaigen Veränderungen, die die jeweiligen Darstellungsstrategien im Laufe der Zeit erfuhren. Ebenso ist der Rezeptionskontext der Quellen miteinzubeziehen, wobei insbesondere untersucht werden soll, inwieweit in Abhängigkeit vom Adressatenkreis Unterschiede in der militärischen Inszenierung der kaiserlichen Familie in der Stadt Rom festzustellen sind. Eine weitere wichtige Frage wird sein, welche Familienmitglieder (Vorfahren, Nachfahren, Verwandte der eigenen Generation, Männer, Frauen etc.) einzelne Kaiser zur Propagierung der dynastischen Sieghaftigkeit heranzogen. Des Weiteren ist zu klären, welche Bedeutung dem Verhältnis eines Herrschers zu seinem Vorgänger in der hier zu untersuchenden Thematik zukommt. Eine naheliegende, aber im Einzelfall zu überprüfende These wäre, dass Kaiser, die mit ihren Vorgängern verwandt waren, die Idee einer dynastischen Sieghaftigkeit stärker proklamierten als solche Kaiser, die auf keinen Verwandten als Vorgänger zurückgreifen konnten. Schließlich ist neben der Beziehung zu dem Vorgänger ebenfalls zu prüfen, inwiefern ein Zusammenhang zwischen der zeitgenössischen politischen Lage und der Propagierung der dynastischen Sieghaftigkeit bestand.

 

Betreuung:

Univ.-Prof. Dr. Marietta Horster

Univ.-Prof. Dr. Heide Frielinghaus

 

Förderung:

DFG (GRK 2304)

Publications

  • F. Groll, Sieg und Familie im frühen Prinzipat. Eine Studie zur mililtärischen Repräsentation der Verwandten des Augustus. Mainzer Althistorische Studien 12 (Mainz 2024). https://doi.org/10.11588/propylaeum.1372