Sozialhistorische Studien zur mittelbyzantinischen Gesellschaft (7.-11. Jh.)

Senat und Aristokratie, Rassismus und Toleranz, Familie und Name

Das Ziel des Projekts ist – ganz allgemein und wie schon im vorangegangenen ersten Projekt eine auf ausgewählte thematische Schwerpunkte fokussierte, sozial- und kulturhistorische Analyse der Zusammensetzung (Synthese) der  Gesellschaft des Byzantinischen Reiches der mittleren Periode (7.-11. Jh.), die ganz wesentlich auf dem im Rahmen der PmbZ kompilierten Datenmaterial beruht, aber auch neuere prosopographische Erkenntnisse berücksichtigt und einbezieht. Der Fokus dieser Analyse liegt dabei – im speziellen – auf einer genaueren Untersuchung und Interpretation von bestimmten sozialen Gruppen und deren Strukturen, also sowohl ihrer inneren Hierarchisierung als auch ihrer sozialen Lokalisierung, sowie ihrer Netzwerke, also ihrer internen Verknüpfungen und Interaktionen, ihrer Verbindungen untereinander und in Bezug auf die Gesamtbevölkerung unter besonderer Berücksichtigung moderner sozialwissenschaftlicher Methoden. Im Rahmen des jetzt beantragten Projekts sollen folgende sozialhistorische Phänomene untersucht werden: A. Senat und Aristokratie, B. Rassismus und Toleranz und C. Familie und Name. In Bezug auf den Senat von Konstantinopel und die byzantinische Aristokratie besitzen vor allem Fragen der Elitesoziologie eine besondere Relevanz. Es soll etwa primär gefragt werden, ob diese sozialen Gruppen eine jeweils eigene oder eine gemeinsame Elite bildeten oder lediglich Bestandteil einer gesamtgesellschaftlichen Elite waren. Fragen der sozialen Netzwerkanalyse sind hier ebenfalls von Bedeutung. In Bezug auf Rassismus und Toleranz in Byzanz muss vor dem Hintergrund moderner sozial- und rechtshistorischer Forschung insbesondere aus den USA (Critical Race Theory) gefragt werden, inwieweit sich in einer a prima vista multiethnischen und multikulturellen und daher per se toleranten Gesellschaft wie der byzantinischen der mittleren Periode doch auch Zeugnisse phänotypisch begründeter Diskriminierung und Diffamierung finden lassen. Der dritte Schwerpunkt beschäftigt sich mit Familien und Namen und insbesondere mit der frühen Phase der Herausbildung von Familiennamen im Byzanz des 9. bis 11. Jahrhunderts. Dabei soll es um die verschiedenen Wege der Herausbildung der Familiennamen und letztlich um die Entwicklung einer Typologie der Familiennamen gehen. Die Vorarbeiten zu jeweils einzelnen Familiennamen sind relativ zahlreich, während eine überblickende Betrachtung des gesamten Phänomens bisher eher ansatzweise stattfand. Auf der neuen und besseren Datengrundlage der PmbZ soll dieses Problem nunmehr neu betrachtet und präziser analysiert werden. Auch hier spielen wieder Fragen der Elitesoziologie und der sozialen Netzwerkanalyse eine prominente Rolle.

Support

DFG (4/2025-3/2028)

Project Period

04.2025 - 03.2028