Administrative Struktur, Beamtenapparat und Funktionalität byzantinischer Seehäfen

Seit 2016 abgeschlossen.

Die Entwicklung der byzantinischen Hafenanlagen war bislang noch nicht Gegenstand einer systematischen Untersuchung. Welche Aktualität und Relevanz die Erforschung der Häfen des Byzantinischen Reiches jedoch gegenwärtig besitzt, wird mit Blick auf die jüngsten Ausgrabungen im Theodosios-Hafen von Konstantinopel/Istanbul deutlich. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, eine möglichst detailgetreue Rekonstruktion der Hafenverwaltung im Byzantinischen Reich im Zeitraum vom siebten bis zum ausgehenden elften Jahrhundert vorzunehmen.

Dabei stehen drei Komponenten im Mittelpunkt: die administrative Struktur, der Beamtenapparat sowie die Funktionalität byzantinischer Seehäfen. Auf einer möglichst breiten Quellengrundlage soll dadurch eine genauere Vorstellung von der Verwaltung und dem Betrieb der mittelalterlichen Häfen des östlichen Mittelmeer- und des Schwarzmeerraums gewonnen werden. Von besonderem Interesse sind dabei die einzelnen Ressorts und Funktionen der Hafenverwaltung wie etwa Lagerwirtschaft, Steuer- und Zollerhebung.

Geographisch ist der Fokus des Projekts auf den byzantinischen Raum in seinem Umfang der mittelbyzantinischen Zeit gesetzt. Zeitlich setzt die Untersuchung im beginnenden siebten Jahrhundert ein und endet mit dem ausgehenden elften. Sie reicht also von der großen Krise des Reichs – unter dem Eindruck der arabischen Expansion im Orient und der slawischen Landnahme auf der Balkanhalbinsel – bis zur Etablierung der Dynastie der Komnenen und dem Beginn der Kreuzzugsbewegung, also dem auch für die Byzantiner folgenreichen Ausgreifen der westlich-lateinischen Welt auf die Levante. Während zu Beginn des Untersuchungszeitraums die Hafenverwaltung noch von spätantiken Strukturen bestimmt war, unterlag sie im weiteren zeitlichen Verlauf bedeutenden Veränderungen: Die Untersuchung der mittelbyzantinischen Hafenverwaltung kann folglich einen Beitrag zur Erforschung des Wandlungsprozesses von spätantiken hin zu mittelalterlichen Strukturen leisten, wobei nach Kontinuitäten wie auch nach Brüchen Ausschau zu halten ist. Darüber hinaus waren Häfen Plätze des Kulturkontaktes bzw. Kulturtransfers, also des Kontaktes mit der Außenwelt. Auch dieser Austausch ist mit in den Blick zu nehmen.

Die Quellen, die für dieses Vorhaben herangezogen werden, sind breit gefächert: Verstreute Informationen zur Hafenverwaltung und zum Beamtenapparat finden sich in Historiographie, Hagiographie aber auch in juristischen Quellen und Briefen. Neben diesen Texten sind insbesondere auch archäologische Zeugnisse sowie Siegel von Amtsträgern, die in Verbindung zur Hafenverwaltung standen, zu berücksichtigen.

Förderung

DFG (SPP 1630)

Unterstützung

DFG (SPP 1630)

Publikationen

  • Die Novelle des Kaisers Iōannēs I. Tzimiskēs über das auf versklavte Kriegsgefangene zu entrichtende Kommerkion. Fontes Minores 12 (2014) 279–327.
  • Thomas Schmidts/ Martin Marko Vuc̆etić (Hg.), Häfen im 1. Millennium AD: bauliche Konzepte, herrschaftliche und religiöse Einflüsse. Plenartreffen im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1630 „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter" im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, 13.-15. Januar 2014 (RGZM-Tagungen, 22) Mainz 2015.