Christliche Symbolik auf Militaria – Der christliche Krieger im Fränkischen Reich

Das vorliegende Projekt geht der Frage nach einer möglichen Existenz eines christlichen Kriegers im Fränkischen Reich der Merowingerzeit (5. – 8. Jh.) nach.

Als Hauptquelle hierzu werden die in sehr großer Zahl überlieferten Grablegen auf Reihengräberfeldern und in Kirchen herangezogen, in denen die Toten mit einem standardisierten und ihren gesellschaftlichen Rang symbolisierenden Beigabenensemble bestattet wurden. Die typische Ausstattung eines Mannes war hierbei eine Waffenausrüstung, die unter anderem aus Schwert (Spatha und Sax), Lanze, Axt, Schild, Helm etc. bestehen konnte und ihn als Krieger inszenierte ("Kriegergräber").

Um sich dieser Thematik nähern zu können, müssen auf inhaltlicher Ebene zwei Lebensbereiche der frühmittelalterlichen Kultur betrachtet und miteinander verbunden werden: zum einen die Bedeutung des Militärs, bzw. des Kriegertums und zum anderen der Fortschritt der Christianisierung. Denn seit sich der fränkische König Chlodwig I. (466-511) um 500 zusammen mit 3000 Mann seines Gefolges hatte Taufen lassen, war das Fränkische Reich de facto christlich. Dies zeigt sich sowohl in den Schriftquellen als auch im archäologischen Befund.

Die geplante Arbeit nähert sich der Frage aus archäologischer Perspektive. Die Bezeichnung "christlicher Krieger" wird als heuristischer Begriff verwendet, der sich durch die archäologische Manifestation (Befunde und Funde) eines (möglichen) christlichen Glaubensausdrucks in waffentragenden Bestattungen des 5. - 8. Jh. auf fränkischem Gebiet definiert. Untersucht werden die Bestattungsplätze selbst sowie Grabbeigaben. Hinweise geben Objekte mit christlicher Verzierung, bzw. christlichem Bildinhalt, allen voran das lateinische Kreuz, dem eine Schutzfunktion nachgesagt wurde.

Zu Beginn der Merowingerzeit finden sich in den Grablegen hingegen vor allem byzantinische Objekte, die mit christlichen Bildinhalten versehen sind. So zieren Offiziershelme der oströmischen Armee, die vor allem in sehr reichen Männerbestattungen gefunden werden, zahlreiche christlich-mediterrane Symbole. Deren Wert als importiertes Statussymbol und Prestigeobjekt ist jedoch höher einzuordnen als deren Funktion als Glaubensausdruck. Erst ab dem 7. Jh. tritt christliche Symbolik häufiger auch auf einheimisch gefertigten Objekten auf. Im Bereich der Waffenausrüstung sind es vor allem Schilde, Schwerter, Lanzen, aber auch Gürtel und Teile der Reitausrüstung, die in dieser Weise verziert sind. Zudem finden sich immer wieder kleine persönliche Gegenstände wie Kreuzanhänger, die dem Byzantinischen entlehnt sind. Um jedoch sichere Antworten auf die zu anfangs gestellte Frage geben zu können, müssen mehrere Aspekte geklärt werden. Welcher Niederschlag des christlichen Glaubens findet sich in "Kriegergräbern"? Wie ist er zu identifizieren und zu deuten? Welchen Einfluss hatte die byzantinische Handwerkskunst auf seine Ausprägung? Was kann über die Bestatteten ausgesagt werden, in Bezug auf ihre gesellschaftliche Stellung, ihre Entwicklung und im regionalen Vergleich? Decken sich die archäologischen Quellen mit den schriftlichen und den bildlichen Darstellungen, wie bspw. mit denjenigen von Reiterheiligen? Mittels einer interdisziplinären Herangehensweise durch archäologische, historische und kunsthistorische Betrachtungen soll demnach ein möglichst umfassendes Bild des "christlichen Kriegers" im Fränkischen Reich gezeichnet werden.

Betreuung:

Priv.-Doz. habil. Dr. D. Quast

Prof. Dr. Ludger Körntgen

Förderung:

DFG (GRK 2304)