Hagiotopographie und das Synaxar von Konstantinopel
Das im 10. Jh. entstandene Synaxar von Konstantinopel gehört mit seinen Übersetzungen und Revisionen zu den bestrezipierten liturgischen Gebrauchstexten der Orthodoxie.
Es war dabei die erklärte Absicht der Synaxaristen, eine umfängliche Sammlung von Notizen anzulegen, bei der es ihnen wesentlich darum ging, den Ort der Geburt, des Lebens, des Leidens, des Todes und des Grabes eines jeden Heiligen und einer jeden Heiligen mitsamt der dazugehörigen Vita in aller gebotenen Kürze wiederzugeben. Von Anfang an war also das Synaxar insbesondere auch ein Ortsverzeichnis all jener Orte, die mit den Heiligen der ganzen Ökumene in Beziehung standen.
Durch die reiche Verbreitung und intensive Rezeption, die nicht nur durch Klosterbibliotheken, sondern auch in Bücherverzeichnissen von Privatleuten belegt ist, machte es ungeachtet aller Variationen und Abweichungen im Detail einen mehr oder weniger einheitlichen Bestand an verehrungswürdigen Orten und mithin möglichen Zielen einer Pilgerreise im ganzen Reich bekannt, unter denen natürlich vor allem Konstantinopel und die biblischen Orte des Heiligen Landes eine besondere Rolle spielten. Dadurch wurden einerseits möglicherweise auch bis zum Entstehen dieser Sammlung vollkommen unbekannte oder vergessene Heilige vorgestellt, deren Kult sich erst jetzt und dadurch überhaupt oder neu etablieren konnte, andererseits wurden räumliche Bezüge hergestellt, die Konstantinopel und die Städte der Provinzen auf spirituelle Weise verbanden.
Auf Grundlage der Ausgabe Hippolyte Delehayes, die auf dem sog. Synaxar von Sirmond basiert, entsteht eine Datenbank, die die einzelnen Notizen mit den Namen der etwa 2000 im Synaxar genannten Personen mit mehr als 600 identifizierbaren Orten verknüpft.
Publikationen
- S. Albrecht, Das Synaxar von Konstantinopel und die byzantinische Ökumene. In: A. Bosselmann-Ruickbie u.a. (eds), Byzanz am Rhein. Festschrift für Günter Prinzing anlässlich seines 80. Geburtstags (Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik 18) (Wiesbaden 2024) 1-20.
- S. Albrecht, Das Synaxar von Konstantinopel als Pilgerführer? - Hypothesen zur Rolle des Synaxars bei der Verehrung von heiligen Orten in Byzanz, in: D. Ariantzi, I. Eichner (Hrsg.), Für Seelenheil und Lebensglück. Das byzantinische Pilgerwesen und seine Wurzeln, BOO 10 (Mainz 2018) 187-198.