Untersuchungen zu Kavalleriedarstellungen in der Spätantike im Osten des Imperium Romanum

Die auf römischen Staatsdenkmälern zu findenden Figuren und figürlichen Szenen verdeutlichen Konzeptualisierung(en) u.a. von bestimmten Ereignissen, sozialen und/oder beruflichen Gruppierungen, funktionalen Personen sowie bestimmten (individuellen) Persönlichkeiten und übermitteln eben dadurch bestimmte Botschaften. Konzeptualisierungen und die durch diese übermittelten Botschaften sind Teil der Selbstdarstellung römischer Kaiser und dienen in ihrer Gesamtheit der Herrschafts-Legitimation. Das in diesem Zusammenhang zum Ausdruck gebrachte, ausdifferenzierte Spektrum von Tugenden, Fähigkeiten und Erfolgen unterliegt im Verlauf der Kaiserzeit einigen Veränderungen, sowohl als Ganzes als auch in der Schwerpunktsetzung innerhalb des Spektrums und der konkreten Ausgestaltung der einzelnen Spektrum-Bestandteile.

Ein Bestandteil des genannten Spektrums bildet der mit Militär und Krieg verbundene Themenkreis. Der uneingeschränkt lediglich dem Kaiser zustehende Zugriff auf die militärischen Ressourcen des Reiches macht diesen zum Stabilitätsgaranten des politischen Systems und der öffentlichen Ordnung, wie auch verantwortlich für die Sicherung des römischen Reichs und seiner Bewohner nach außen. Innerhalb der Themenwelt Krieg und Militär begründen vor allem auf die Person des Kaisers bezogene komplementäre Gesichtspunkte - wie etwa die Schaffung der für einen Sieg erforderlichen Voraussetzungen militärischer und religiöser Art, Anführerqualitäten und die Anerkennung des Sieges durch die Feinde - den römischen Erfolg. Das Werkzeug zur Durchsetzung des römischen Sieges aber ist die römische Armee. In den hier betrachteten Bildern erfolgt die Darstellung von Militär insofern in differenzierender Weise, als sowohl über die Ausrüstung als auch über die Handlung(sweis)en zwischen verschiedenen Truppengattungen unterschieden wird. Ein relativ kleiner Bestandteil der römischen Armee bildet die Kavallerie, doch war sie dank der Breite ihrer Einsatzmöglichkeiten für die Durchführung (vieler) militärischer Operationen unverzichtbar. Durch die im 3. Jh. n.Chr. einsetzenden Transformationsprozesse bestehender Strukturen des Imperium Romanum wurde auch das römische Militärwesen über einen längeren Zeitraum hinweg Belastungsprüfungen unterschiedlichster Art unterzogen, was in der Folge zu einer Reihe von Veränderungsprozessen innerhalb der römischen Armee führte. Gerade für die römische Kavallerie bedeuteten die Ergebnisse dieser Entwicklungen im 3. und 4. Jh. eine umfassende Neuordnung, da neben den Bereichen Verwaltung, Organisation und innere Führung auch Befehls- und Kommandostrukturen neu gegliedert, Rekrutierung und Ausbildung neugestaltet sowie Ausstattung und Ausrüstung systematisiert wurden; nicht zuletzt wurde auch die Anzahl der Soldaten dieser Truppengattung deutlich erhöht. Ergebnis dieser Umstrukturierung war eine schlagkräftige Waffengattung mit eigenen Organisationsstrukturen.

Das Dissertationsvorhaben untersucht vor diesem Hintergrund römische Staatsreliefs des 3. – 6. Jahrhunderts und widmet sich geographisch vorrangig der östlichen Hälfte des Imperium Romanum, da eine Vielzahl der Staatsreliefs Bezug auf dortige Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen nehmen. Es hinterfragt in diesem Zusammenhang, ob und inwiefern die berittenen Truppen durch Ausrüstung oder Handlung in spezifischer Weise charakterisiert werden, in welchem Umfang und in welchen militärgegenständlichen Situationen sie ins Bild gesetzt werden und welche Rolle sie in der bildlich propagierten Konzeption von militärischen Aufgaben, militärischen Funktionen und militärischen Erfolgen spielen. Neben der Auseinandersetzung mit szenischen Inhalten wird ebenfalls die gezielte Verwendung von bildtechnischen und bildkompositorischen Wirkmitteln untersucht. Durch die so gewonnenen Erkenntnisse lassen sich in einem weiteren Schritt bildliche Konventionen und Bildkonzepte herausarbeiten. Schließlich soll in einer diachronen Analyse herausgearbeitet werden, ob bzw. inwiefern sich im Untersuchungszeitraum die der römischen Reiterei im Rahmen der auf Staatsdenkmälern vorgetragenen kaiserlichen Repräsentation zugeschriebenen Charakteristika, Funktion(en) und Bedeutung(sebenen) ändern. Abschließend soll sich einer Einordnung der Veränderungen angenähert werden, indem herausgearbeitete bildliche Konzepte mit ausgewählten schriftlichen Narrativen verglichen und mit politischen wie militärischen Geschehnissen in Verbindung gebracht werden.

 

Betreuung:

Univ.-Prof. Dr. Heide Frielinghaus

Univ.-Prof. Dr. Marietta Horster

Unterstützung

DFG (GRK 2304)