Vom 4. bis zum 9. Jh. war die Bevölkerung des südlichen Teils des heutigen Jordaniens weitgehend christlich. Die ersten Christen lassen sich ab dem späten 3./ frühen 4. Jh. nachweisen. Im Laufe des 4. und 5. Jhs. nahm ihre Zahl zu und erreichte ihren Höhepunkt im 6. Jh. als die Christen die Mehrheit der Bevölkerung bildeten. Auch nach den muslimischen Eroberungen in den 630er Jahren bestanden die christlichen Gemeinschaften noch für einige Generationen fort, bis sie schließlich im 9. Jh. kaum noch nachweisbar sind. Dieser Aufstieg und Niedergang des Christentums in Südjordanien stellt ein bemerkenswertes Fallbeispiel für einen mehrmaligen Wechsels der religiösen Zugehörigkeit der Bevölkerung in einem konkreten geographischen Raum dar.
Das Ziel des Projekts besteht darin, aufgrund von historischen Primärquellen und den Ergebnissen der archäologischen Erforschung von Ortslagen mit frühchristlichen Überresten, die Geschichte des Christentums in Südjordanien im fraglichen Zeitraum nachzuzeichnen, soweit es die Quellenlage zulässt. Auf der Grundlage der dabei erarbeiteten Ergebnisse und durch einen Vergleich mit anderen Regionen soll dann die Eigenheit der Entwicklung in Südjordanien herausgearbeitet und nach den Gründen für das weitgehende Verschwinden des dortigen Christentums gefragt werden.
Das Projekt ist Bestandteil des Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz: Byzanz zwischen Orient und Okzident. "Das durch die Kooperation WissenschaftsCampus Mainz geschaffene Forschungsumfeld hat mich dazu veranlasst, mein Projekt an der Johannes Gutenberg-Universität durchzuführen. Ausschlaggebend war die Möglichkeit der institutionellen Vernetzung mit Projekten am RGZM, die sich mit Transformationsprozessen spätantiker und frühmittelalterlicher Siedlungslandschaften befassen", so der Bearbeiter des Forschungsvorhabens und gebürtige Amerikaner Dr. Robert Schick.