Erstes umfassendes Handbuch zum Byzantinischen Reich in deutscher Sprache erschienen

Mainz. In Kooperation mit dem Metzler Verlag in Stuttgart hat der Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz (LWC Byzanz) das erste umfassende und interdisziplinäre Handbuch zum Byzantinischen Reich fertiggestellt. Das Handbuch-Projekt ist im Zeitraum von fünf Jahren in Zusammenarbeit mit 70 Fachwissenschaftlern aus dem In- und Ausland entstanden. Als Band 11 in der Reihe „Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike“ ist es seit dem 15. Dezember 2016 erhältlich.

Zahlreiche Fachwissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Russland und den USA wirkten bei der Produktion des Handbuchs, in der die Geschichte und Kultur der byzantinischen Welt umfassend behandelt wird: Von der Gründung Konstantinopels (324) bis zur Eroberung der Stadt und dem endgültigen Untergang des Byzantinischen Reichs durch die Osmanen (1453) werden 15 zentrale Themen fundiert dargestellt. Nach einem ausführlichen Einleitungsteil folgen Themen, wie Politik und Staat, Mensch und Gesellschaft, Gesetzgebung und Rechtspraxis, Heer und Flotte, Kirche und Religion, Natur und Umwelt, Produktion und Technik, Architektur und Kunst, Sprache, Literatur, Bildung, Medizin und Musik.

Im Vordergrund stehen Aspekte der Kontinuität und Innovation, über 1000 Jahre lang Garant byzantinischen Erfolges. Die Themen sind von transdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppen aufbereitet worden. Hierbei haben Quellen aller Art Berücksichtigung gefunden. Insbesondere der zunehmenden Bedeutung archäologischer Zeugnisse und neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnismöglichkeiten ist in der Darstellung gewürdigt worden. „Der große Byzantinist Cyril Mango hat bereits 1980 in seinem phänomenalen Werk Byzantium. The Empire of the New Rome erklärt, es wäre unabdingbar, die materiellen Überreste auszuwerten, um die Begrenztheit der schriftlichen Überlieferung auszugleichen“ betont der Herausgeber des Handbuchs, Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und Sprecher des LWC Byzanz, Univ.-Prof. Dr. Falko Daim, und ergänzt „Mit diesem Handbuch leistet der LWC Byzanz einen substanziellen Beitrag zur internationalen Byzanzforschung und erweitert die Perspektiven über die traditionellen fachlichen Grenzen hinaus.“

Deshalb werden die traditionellen Themen und Quellengattungen verstärkt durch wissenschaftliche Ansätze bereichert, die bisher in den historischen und kulturgeschichtlichen Handbüchern zum Themengebiet Byzanz kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden. Die Einbeziehung archäobotanischer Daten im Abschnitt Natur und Umwelt, musikarchäologischer Erkenntnisse im Abschnitt „Musik“ oder die Behandlung von Werkstoffen auf Basis schriftlicher und archäologischer Zeugnisse im Abschnitt „Produktion und Technik“ ist für Byzanz in dieser Form erstmals in einer Gesamtdarstellung zusammengestellt worden.

Der Metzler-Verlag wird das Handbuch über seine Partnerschaft mit dem Brill Publishers zwei Jahre nach Erscheinen der Printausgabe als Datenbank in deutscher und englischer Sprache zugänglich machen (http://referenceworks.brillonline.com/reference-works). Die Datenbank ist an deutschen und internationalen Universitäten weit verbreitet. Weiterhin wird Brill zwei Jahre nach der deutschen Printausgabe eine englischsprachige Printfassung des Handbuches herausgeben.

Bibliographische Daten:

Falko Daim (Hrsg.), Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch. Der Neue Pauly Supplemente 11 (Stuttgart: Metzler Verlag 2016) 648 S., 100 schwarz-weiß Abbildungen, ISBN 978-3-476-02422-0


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Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz:
Byzanz zwischen Orient und Okzident (LWC Byzanz)

Die 2011 gegründete Initiative ist eine von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Kooperation des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und weiteren Partnern. Der LWC Byzanz hat es sich zum Ziel gesetzt außeruniversitäre und universitäre Byzanz-Forschung stärker zu vernetzen. Ein weiteres Ziel der Kooperation ist die Erforschung der kulturellen Transfer-, Austausch- und Rezeptionsprozesse von der Antike bis in die Neuzeit und gleichzeitig von Europa in den Orient, die von Byzanz ausgingen oder an denen Byzanz beteiligt war. Die breite Plattform für interdisziplinäre Byzanz-Forschung entsteht durch den Zusammenschluss des Leibniz-Forschungsmuseums RGZM mit den Fächern Byzantinistik, Christlicher Archäologie und Byzantinischer Kunstgeschichte sowie weiterer zehn Disziplinen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter diesem Konzept fördert der Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz die Integration der zersplitterten Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit Byzanz befassen. Er ermöglicht themenorientierte, multidisziplinäre, historisch-kulturwissenschaftliche Forschung unter einem Dach und bewirkt durch einen gemeinsamen Auftritt der Byzanz-Forschung eine bessere Sichtbarkeit dieses Fachgebiets. Durch die bisherigen Aktivitäten hat sich Mainz als eines der wenigen internationalen Zentren für Byzanz-Forschung etabliert.