Für Seelenheil und Lebensglück: Studien zum byzantinischen Pilgerwesen und seinen Wurzeln

Pilgerzentren hatten im Mittelalter große religiöse, politische und wirtschaftliche Bedeutung. Mittels gezielter Fallstudien werden Fragen nach der Veränderung der Sakrallandschaft des Byzantinischen Reiches, der Pilgerströme und der Auswirkung politischer, ökonomischer und umwelthistorischer Aspekte untersucht.

Pilgerzentren hatten in der Spätantike und im Mittelalter eine enorme religiöse, politische und wirtschaftliche Bedeutung. Die Pilgerreise zu einem heiligen Ort ermöglichte ein unmittelbares »Begreifen« der Heilsgeschichte vor Ort sowie den persönlichen Kontakt mit den sterblichen Resten heiliger Frauen und Männer. Sie diente darüber hinaus der spirituellen Einkehr und der Hoffnung auf überirdische Hilfe im Lebenskampf.

Das Byzantinische Reich hat sich in den mehr als 1100 Jahren seines Bestehens (Anfang 4. Jh. – 1453 n. Chr.) sowohl in seinen territorialen Grenzen als auch politisch vielfach verändert. Dies hatte auch Folgen für die religiösen Zentren – die Pilgerheiligtümer.

Um ihre Entwicklung in Relation zur politischen Situation bzw. der Ausdehnung des Byzantinischen Reiches übergreifend zu untersuchen wurde ein Projektantrag bei der Leibniz-Gemeinschaft (SAW) mit dem Titel »Für Seelenheil und Lebensglück. Studien zum byzantinischen Pilgerwesen und seinen Wurzeln« gestellt, der Ende 2012 bewilligt wurde und in den die Abteilungen Vorgeschichte, Römerzeit und Frühmittelalter eingebunden sind.

Hauptfragen des Projekts sind:

  • Welchen Veränderungsprozessen und Entwicklungen ist das Pilgerwesen von seinen vorchristlichen Wurzeln und in den verschiedenen Epochen des Byzantinischen Reiches unterworfen und wie lassen sich diese im archäologischen, architektonischen und kunsthistorischen Befund der Pilgerheiligtümer nachweisen?
  • Welche Veränderungen der Sakrallandschaft oder der Pilgerströme lassen sich nachweisen und welche Auswirkungen haben politische, ökonomische und umwelthistorische Aspekte auf das Pilgerwesen?
  • Welche regionalen Besonderheiten spiegeln sich in den Pilgerheiligtümern und wie verhalten sie sich zu denen der Hauptstadt Konstantinopel?

Eine Forschergruppe verbindet dabei zur Durchführung dieses interdisziplinär angelegten Projekts archäologische, am Material orientierte Grundlagenforschung mit kulturhistorischen, archäologischen, naturwissenschaftlichen und philologischen Methoden. Begleitend werden zur Untersuchung der Sakraltopographie und der Vernetzung der Heiligtümer des Byzantinischen Reiches GIS-Daten erhoben und Analysen, die überregionale Kontexte sichtbar machen, vorgenommen.

Die Ergebnisse der Einzelstudien werden in eine Synthese eingebettet und dienen dem Ziel eines stärker differenzierten Geschichtsbildes. Über das SAW-Projekt hinaus werden weitere Untersuchungen einfließen, die dem Thema zusätzliche zeitliche und räumliche Tiefe verleihen.

Das Projekt ist sowohl Teil des Forschungsfeldes 3 (FF 3) »Kulturelle und soziale Praktiken« als auch ein zentraler Bestandteil des Forschungsprogrammes des WissenschaftsCampus Mainz.

Veranstaltungen

  • Ringvorlesung zum Pilgerwesen (22. Oktober 2015 - 4. Februar 2016, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
  • Tagung »Für Seelenheil und Lebensglück. Das byzantinische Pilgerwesen und seine Wurzeln« (1.-4. Dezember 2015, Landesmuseum Mainz)
  • Workshop »Alte Wege – neue Ziele? Das byzantinische Pilgerwesen im Wandel« (20. und 21. November 2014; Landesmuseum Mainz)

Online

→ Bibliographische Datenbank "Byzantinisches Pilgerwesen"

 

Leitung

Dr. Ina Eichner

Dr. Despoina Ariantzi