GRK 2304 Byzanz und die euromediterranen Kriegskulturen (2018-2027)
Austausch, Abgrenzung und Rezeption
Kriege, innere und äußere, prägen die Entwicklung von Gesellschaften in entscheidender Weise. Das Byzantinische Reich stand schon auf Grund seiner geographischen Lage im ständigen Austausch und Konflikt mit Nachbarn und Konkurrenten. Daraus ergaben sich ein breites Spektrum an kriegerischen Auseinandersetzungen mit der lateinischen, slavischen und islamischen Welt und als Konsequenz vielfältige Wechselbeziehungen zwischen den jeweiligen Kriegskulturen, worunter wir die sich auf den Krieg beziehenden Normen, Deutungen, Sinnzuschreibungen und Reflexionen ebenso wie die Formen und Praktiken des Krieges verstehen.
Ziel dieses GRKs ist es, die euromediterranen Kriegskulturen und die Bedeutung von Byzanz für diese erstmals in transkultureller Perspektive zu untersuchen. Ausgehend von den beiden übergeordneten Forschungsfeldern "Ausdruckformen" und "Deutungskonzepte" sollen die wechselseitigen Prozesse des Austauschs, der Abgrenzung oder auch der Rezeption anhand von vier konkreten Themenbereichen untersucht werden: 1. Rechtfertigungs- und Begründungsstrategien; 2. Konzeptualisierungen von Personen und Gruppen; 3. Rituale und Kulte; 4. Wissen und Infrastruktur. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich dabei von der römischen Kaiserzeit, deren Berücksichtigung für das Verständnis der byzantinischen Kriegskulturen unverzichtbar ist, bis in die Frühe Neuzeit, als das byzantinische Erbe vor allem im osteuropäischen Raum noch unmittelbar fortwirkte. In dem interdisziplinär ausgerichteten GRK werden gleichermaßen Schriftquellen, Bildquellen, archäologische Objekte, Musik und weitere Medien untersucht und in Beziehung zu einander gebracht, um Mentalität wie Materialität und die damit verbundenen Semantiken von Kriegskulturen zu erfassen. Anhand eines konkreten Themenfeldes wird somit die große Bedeutung von Byzanz für die Kultur und Geschichte des euromediterranen Raums erstmals systematisch untersucht.